Mattsee, eine bei Reisenden beliebte Gemeinde im nördlichen Salzburger Flachgau, zog im Juli 1921 die mediale Aufmerksamkeit auf sich, als der Ort vom Gemeindevorstand offiziell für „judenfrei“ erklärt wurde. Durch dieses Alleinstellungsmerkmal sollten in Krisenzeiten besonders viele Sommerfrischegäste nach Mattsee gelockt werden. Ein gänzlich gegenteiliges Bild Mattsees zeigte sich jedoch noch vor dem Ersten Weltkrieg, als auch Juden und Jüdinnen bereitwillig im Ort Aufnahme fanden. Dieser tourismuspolitische Wandel zwischen 1860 und 1920 wird in der vorliegenden Arbeit anhand zweier in der Antisemitismusforschung gängiger Theorien (Deprivations- und Krisentheorie) untersucht. Unter Einbeziehung des medialen Diskurses werden die Wechselwirkungen der damaligen sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen und der tourismuspolitischen Entscheidungen der Gemeinde analysiert.