Dass das Berlin der Weimarer Republik als sicherer Hafen für die immer stärker in die Öffentlichkeit tretende Homosexuellenbewegung galt, ist kein Geheimnis. Die Anonymität und das progressive politische Klima in den Großstädten, erlaubte die Herausbildung vielfältiger Subkulturen, während das Gebiet außerhalb der Großstädte allgemein als homophob galt, was auch von Zeitgenoss*innen so wahrgenommen wurde. Jüngere Forschungen haben jedoch Ergebnisse gezeigt, dass eine grundsätzliche Neubewertung dieser pauschal assoziieren wie zugeschriebenen Homophobie erforderlich ist. Dieser Aufsatz möchte einen ersten Beitrag zu dieser Diskussion leisten, indem der Diskurs um männliche Homosexualität in zwei Jenaer Regionalzeitungen analysiert wird. Dadurch soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit sich der Diskurs zur männlichen Homosexualität in den genannten Medien von jenem in der überregionalen Presse unterscheidet und ob hier eventuell ein regionaler „Mesodiskursraum“ vorzufinden ist. Hieraus ergibt sich das Bild eines differenzierteren Umgangs der Regionalzeitungen mit dem Thema Homosexualität, die möglicherweise auch die Einstellung der Jenaer Bevölkerung beeinflusst haben könnte.
Alle Artikel betreut von Ass.-Prof. Dr. Alfred Stefan Weiss
Außer- und voreheliche Geburten in den Pfarrmatriken: Ansfelden zwischen 1785 und 1855
Im Schnitt wurden in Mitteleuropa in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 10 bis 20 Prozent aller Kinder unehelich geboren. Schon diese enorme Schwankungsbreite deutet starke räumliche Unterschiede an, was den Wert von Lokalstudien zur Feststellung und Erforschung regionaler Spezifika unterstreicht. Zudem sind derartige Durchschnittswerte für große Räume immer problematisch, da sie zwangsläufig eine Verallgemeinerung darstellen und mit ihnen eine Verflachung der Daten einhergeht. Die folgende Arbeit ist als Lokalstudie angelegt und zeigt, mit einem vergleichenden Blick auf die vorhandenen, auch überregionalen Datenmaterialien und Erklärungsansätze, Möglichkeiten und Grenzen eines solchen Ansatzes auf. Den Ausgangspunkt bilden die Matrikenbücher der Pfarrgemeinde Ansfelden.
Impfen: Ja oder Nein? Eine historische Betrachtung der Impfdebatte des 19. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum im Vergleich zur Gegenwart Psychiatries in the 20th Century
Die Frage „Impfen: Ja oder Nein?“ spaltet die Gesellschaft in zwei gegensätzliche Lager, die, wie es scheint, kaum miteinander zu versöhnen sind: jenes der Impfgegner/-innen und jenes der Impfbefürworter/-innen. Wenig bekannt ist der Umstand, dass diese Diskussion des Für und Wider von Schutzimpfungen keine neue ist, sondern seit der Entwicklung und Institutionalisierung der Kuhpockenimpfung durch Edward Jenner existiert. Der vorliegende Beitrag zeichnet einige Argumentationsstränge in dieser gesamtgesellschaftlichen Kontroverse seit deren Beginn bis in die Gegenwart nach.
Art as a Type of Therapy – Lives and Works of Artists in German, Swiss and Austrian Psychiatries in the 20th Century
After avant-garde artists had widened the use of traditional materials, styles and groups of creators to support the upgrading of psychotic artworks, psychiatric clinics became places of art production in the 20th century. As creative designing was institutionally embedded within these facilities from the 1950s onwards, questions about its functions within these contexts arose. This paper examines the lives and works of three non-professional artists living in German, Swiss and Austrian clinics by analysing six of their paintings and drawings. It asks about the reasons that led to the emergence of creative drives within them, about the needs they hereby satisfied and about the functions art had in their lives. In order to integrate their works within interdisciplinary research, the article draws on Erving Goffman’s theory of total institutions to examine whether the case studies used art to express autonomy and self-determination within their socially, locally and economically restricted environment.