Das Söldnerleben im Dreißigjährigen Krieg war geprägt von langen Märschen und beschwerlichem Lagerleben. So legte der Söldner Peter Hagendorf über 25.000 Kilometer zurück und schrieb seine Erlebnisse in einem Tagebuch nieder. Im vorliegenden Beitrag sollen anhand des sogenannten Tillyfundes, einem archäologischen Fundkomplex von einem kaiserlichen Militärlager während der Belagerung Heidelbergs 1622, Einblicke in die materielle Kultur und Mobilität von Militärlagern im 17. Jahrhundert gewonnen werden. Anhand der drei Kategorien Mobilität durch Objekte, Bewegte Objekte und Handlungsmacht durch Objekte werden die Herausforderungen von Transport und Logistik, die Beweglichkeit von Bedarfsgütern und die Waffentechnik in den Blick genommen. Ergänzend werden Bild- und Schriftquellen, darunter das Tagebuch Hagendorfs, hinzugezogen. Von besonderem Interesse ist dabei das Verhältnis zwischen Mensch und Objekt.
historioPLUS Dreißigjähriger Krieg
„Aber im Guten, weil wir mit ihm zufrieden sind gewesen und haben ihm sein Vieh in Frieden gelassen. Emotionsgeschichtliche Überlegungen zum Verhältnis zwischen Söldnern und der Bevölkerung im Dreißigjährigen Krieg.
Die Söldner des Dreißigjährigen Krieges sind als brutale und rohe Sozialgruppe in die Geschichte eingegangen. Besonders ihr Verhältnis zur Zivilbevölkerung war maßgeblich von Konflikten geprägt, weshalb die mentalitätsgeschichtliche Forschung trotz immer deutlich werdender Differenzierung von einem „lebensweltlichen Antagonismus“ zwischen diesen Personengruppen gesprochen hat. In diesem Beitrag soll diese Debatte um eine emotionsgeschichtliche Perspektive ergänzt werden, um die indirekt implizierten Emotionen in den Mittelpunkt zu stellen. Würdigt man die sich zeitlich und kulturell wandelnde Konstruktion von Emotionen, ergibt sich ein Söldnerbild, dessen Gewalthandlungen nicht ausschließlich auf eine negative Einstellung zur Zivilbevölkerung zurückzuführen sind. Für die Untersuchung wird eine Reihe von Selbstzeugnissen herangezogen, die einen Einblick in die alltäglichen Konfliktsituationen bei Einquartierungen liefern sollen und eine kritische Analyse der dahinter liegenden Emotionen der Söldner ermöglichen.
Das Selbstzeugnis des Johannes Bozenhart – Übergangsriten im Dreißigjährigen Krieg
Johannes Bozenhart, ein Benediktinermönch aus der Nähe von Ulm, fasste während des Dreißigjährigen Krieges seine Erlebnisse, Erfahrungen und Gedanken in einem Tagebuch zusammen. Neben den Beschreibungen der politischen und kriegerischen Auseinandersetzungen schildert der Geistliche auch Szenen aus dem Leben seiner Mitmenschen. Trotz des Krieges versuchten diese, gesellschaftliche Ereignisse in gewohnter Form zu begehen. In diesem Beitrag werden die Rituale Taufe, Hochzeit und Begräbnis unter Einbeziehung der Theorie von Arnold van Gennep, der rites de passage(Übergangsriten), analysiert. Dabei steht nicht nur die Abfolge der einzelnen Rituale im Vordergrund der Betrachtung, sondern auch die Darstellung dieser Ereignisse durch den Autor Bozenhart. Dadurch lassen sich Rückschlüsse auf die Persönlichkeit des Schreibers im Kontext von Gesellschaft und Krieg ziehen.