Diese Arbeit untersucht eine deutschsprachige Inkunabel, die im Kontext des Trienter Ritualmordprozesses 1475 entstand. Der jüdischen Gemeinde wurde vorgeworfen, ein christliches Kind ermordet zu haben. Die historische Forschung zeigt klar, dass es einen jüdischen Ritualmord nie gegeben hat; in der vorliegenden Inkunabel werden daher falsche Tatsachen als wahr ausgegeben. Diese Arbeit versucht die Frage zu beantworten, ob charakteristische Mechanismen, nach denen „Fake News“ heute funktionieren, bereits im Norditalien des späten 15. Jahrhunderts zu finden waren. Besonderes Augenmerk wird auf den Begriff des sogenannten „Hybrid-Fakes“ gelegt. Die Quelle wurde bezüglich dieser Gesichtspunkte noch nicht untersucht, somit liefert die hier vorliegende Arbeit einen Beitrag zum besseren Verständnis historischer antijüdischer Falschmeldungen.